Gaststätte Atzinger - München

Münchner Künstler

Zu Beginn der Austellung einige einführende Worte:

Es sind 60 Fotos aus einer Serie von Künstlerporträts, die in den letzten 7 Jahren entstanden ist. Die Aufnahmesituation blieb über all die Jahre die gleiche: Tisch mit schwarzem Tischtuch, gleichsam als Fundament, heller Hintergrund, Licht von links auf die Person, gleiche Kamera, gleiche Brennweite und gleiches Filmmaterial. Auch die Bitte an die Porträtierten, sich an den Tisch zu setzen, den Kopf gerade zu halten und direkt in die Kamera zu blicken, war für alle gleich. Innerhalb dieser Vorgaben konnten die Personen frei agieren, keine Kleidervorschrift, kein "bitte lächeln". Auf minimale Mittel reduziert, sind Fotos von großer formaler Strenge entstanden, kühl und sachlich, im nicht alltäglichen Schwarz - Weiß, auf Hell - Dunkel - Kontraste aufgebaut, von einer Schärfe, die nichts verheimlicht, auf das Wesentliche konzentriert.
Peter Eising überläßt nichts dem Zufall. Die genaue Berechnung von Komposition und Lichteinfall bereits während des Vorgangs des Fotografierens ermöglicht ihm einen völligen Verzicht auf nachträgliche Bearbeitung der Fotos. Ausschneiden und weiterreichende Manipulation, denen ja mit unseren technischen Mitteln kaum Grenzen gesetzt sind, erübrigen sich. Das ungewöhnliche quadratische Format ergibt sich aus dem quadratischen Negativ, das unverändert übernommen wurde.
Es ist keine aufwendig verfremdete, inszenierte Fotografie wie sie seit den 70er Jahren Eingang in die Museen gefunden hat, aber auch keine modische, mit dem Zufälligen kokettierende Lomo - Fotografie der letzten Zeit. Ich denke, die hier gezeigten Fotos sind ehrlich, zeitlos, von geradezu klassischer Ästhetik, - ungekünstelt, aber auch durchaus kunstvoll. Wie die Alten Meister konzentriert sich Peter Eising ganz auf Gesicht und Hände der Personen. Ihre Augen - die Spiegel der Seele - schauen in die Kamera und damit auf uns, die Betrachter.
Peter Eisings großes Interesse gilt den Menschen. Sie stehen im Mittelpunkt seines Schaffens. Dies mag bei einem Fotografen erstaunen, der die interessantesten Gegenden der Welt bereist, um ihre ästhetischen Reize auf unzähligen Fotos festzuhalten. Doch auch unter seinen Reisefotos fällt eine große Anzahl von Porträtstudien auf. Jenseits jeglicher touristischer Folklore macht er auch in den entlegensten Regionen Menschen als Individuen sichtbar. Ein Beispiel dafür mag seine Serie über die Sadhus - die heiligen Männer Indiens - sein.
Doch zurück zu der hier ausgestellten Serie. Einer sehr konzentrierten, oft nur kurz dauernden Phase des Fotografierens von schnell hintereinander geschossenen Bildern ging immer ein Gespräch voraus, in dem Peter Eising sich bemühte, eine aufgelockerte Atmosphäre zu schaffen. So entstand eine Vertrautheit, in der sich der Porträtierte unbefangen so gab wie er war, und nicht wie er gesehen werden wollte. Dies ist schwierig, gerade bei Künstlern, die von ihrer Wirkung auf die Öffentlichkeit leben. Die Kamera trat quasi an die Stelle des Gesprächs, wurde zu einem Mittel der Kommunikation. Auch wir, die Bildbetrachter, können an ihr teilnehmen. Ruhig und offen blicken uns die Fotografierten an, unverstellt, entblößt, - manchmal sogar im wörtlichen Sinne - ohne jedoch bloßgestellt zu sein. Man spürt die pernsönliche Beziehung des Fotrografen zu seinem Modell. Doch Peter Eising psychologisiert nicht, wahrt Distanz, verletzt niemals die menschliche Würde; aber er schmeichelt nicht.
Die Porträtierten sind Münchner Künstlerinnen und Künstler aus Peter Eisings Bekanntenkreis, - Musiker, Schauspieler, Literaten und bildende Künstler, mehr oder weniger Bekannte - sie werden sicher einige erkennen. Ernst und nachdenklich sehen sie in die Kamera, mit dem jeden Menschen eigenen Blick. Es sind ausgeprägte Künstlerpersönlichkeiten, die hier in ihrer ganzen Individualität sichtbar werden. In unserer gleichmacherischen und gleichmachenden Massengesellschaft erscheinen sie fast als Anachronismus. Durch die serielle Getaltung wird dieser Aspekt noch verstärkt. Die monotone Wiederholung gleicher Gestaltungsprinzipien zwingt uns zur Konzentration auf die porträtierten Künstler in Ihrer persönlichen Identität.

Dr. Alina D.-Langer



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